Nur wenigen ist bekannt, daß es ein Deutscher war, der um 1880 den entscheidenden Anstoß gab zur Wiederaufnahme der alten japanischen Kunst der Selbstverteidigung ohne Waffen.
Es war Professor Dr. Erwin Baelz, Dozent an der Kaiserlichen Universität zu Tokio. Bis zu dieser Zeit übte man in den verschiedensten Städten die unterschiedlichsten Arten dieser Verteidigungsmethode, die uns unter dem Namen Jiu-Jitsu und Tai-Jitsu bekannt geworden sind.
Es wurde hier nach den alten überlieferten Techniken der Samurais (Ritter des japanischen Mittelalters bis 1878) gekämpft, und man war entschlossen, nach den gleichen Regeln vorzugehen.
Jigoro Kano, ein Student und Schüler von Professor Dr. Baelz, nahm sich ebenfalls dieser verschiedenen Systeme an und entwickelte nach einigen Jahren sein eigenes System, das er Ju-Do nannte.
Aus allen Gebieten der damals geübten Verteidigungsarten, den Schlag-, Hieb-, Stoß-, Wurf- und Hebeltechniken, beschränkte er sich darauf, Grundwürfe, Halte-, Hebelund Würgegriffe zu einer sportlichen Form, der Kampfsportart Judo, zusammenzuführen.
Er stellte so das von ihm gegründete Judo auf eine höhere Ebene als die alten Samuraikünste. Die Kunst der Techniken (Jiu) wich so einer Lehre (Do), auf deren Grundsätze der spätere Professor Kano viel Wert legte nach der Überzeugung, in einem gesunden Körper lebt ein gesunder Geist.
Später erkannte die japanische Regierung dieses System mit 40 Grundwürfen offiziell an.
Judo erreichte uns über Frankreich und England, zu einer Zeit, als in Europa noch die alte Form des Jiu-Jitsu gelehrt wurde.
Die höchste Ausbildungsstätte des Judo, der Kodokan in Tokio, ist heute ein Mekka aller interessierten Judokas, die sich dem sportlichen Wettkampf- Judo widmen.